Gerhard Roth erklärt, wie Menschen bösartig werden
- Stephan Rubel

- 14. Juni 2022
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Feb. 2024
Der Philosoph, Biologe und Hirnforscher Gerhard Roth taucht plötzlich in meinen Youtube Vorschlägen auf und seine Vorlesungen sind so erhellend.
Der Buddhismus lehrt, dass Menschen nicht gut oder böse sind, sondern nur Ihre Gedanken, Worte und Handlungen. In jedem Menschen steckt also das Potential, sich sofort friedlich und gut zu verhalten. Auch der brutalste Verbrecher auf der Welt hat die Fähigkeit und das Recht, seine Frau und Kinder zu lieben. Mit diesem Paradox müssen wir uns alle auseinandersetzen, wenn wir den Frieden in dieser Welt dauerhaft ermöglichen wollen.
Gerhard Roth hat mich mit diesem Vortrag über das Böse im Menschen besonders berührt. Er bestätigt diese tiefe Überzeugung, die auch Jordan Peterson vertritt, dass die kriminelle Karriere der brutalsten Psychopathen schon im Alter von 2-3 Jahren stark ausgeprägt ist und dann lebenslang "persistiert". Gerhard Roth beschreibt diese Veranlagung nur teilweise genetisch, aber deutlich epigenetisch geprägt, d.h. die Schwangerschaft und frühe Kindheit entscheidet sehr start, inwieweit bestimmte Gene aktiviert oder gehemmt werden von der Zellstruktur, die die DNA umhüllt. So erhält auch die These des Buddhismus eine wissenschaftliche Grundlage, die besagt, dass jedes Karma veränderlich ist. Übersetzt in die Sprache der Genetiker bedeutet dies, dass alle antrainierten Verhaltensweisen durch Aktivierung oder Hemmung bestimmter Gene auch im fortgeschrittenen Lebensalter noch veränderbar sind. Je älter der Mensch, desto tiefgreifender müssen jedoch die Übungen sein, um Prägungen oder Traumata der frühen Menschwerdung noch ändern zu können, aber unmöglich ist es nicht.
Hier also die Vorträge von Gerhard Roth, die ich sehr empfehlen möchte:
Die Wurzeln des Bösen am 28. April 2016 vor der philosophischen Gesellschaft in Bremen
Wie das Gehirn die Seele macht am 15.07.2015 im Institut für Hirnforschung der Universität Bremen (oder bei der Hertie-Stiftung: https://youtu.be/wqMIC2QSN10)
Der freie Wille - Wer trifft unsere Entscheidungen am 23. August 2021 in den Sternstunden der Philosophie in SRF Kultur
Der sogenannte "Freie Wille" wird übrigens auch vom französischen Philosophen Michel Onfray in Frage gestellt. Dieser geht sogar einen Schritt weiter und erklärt, dass dieses Konzept des "Freien Willens" nicht nur die Grundlage der christlichen Religion, sondern hierdurch auch die Grundlage des "Römischen Rechtsystems" ist, auf das unsere sogenannte westliche Zivilisation bis heute beruht. Michel Onfray erklärt es an einem einfachen Beispiel: Im Mittelalter wurden (nachweislich) sogar Schweine in Ketten vor ihrer Hinrichtung durch das Dorf gezogen, wenn sie ein Kind beim Spielen verletzt oder getötet hatten (was ein hungriges Schwein durchaus tun kann). Michel Onfray interpretiert diese nachlesbare Amtshandlung des Mittelalters mit dem Konzept des "Freien Willens": Wenn selbst ein Schwein entscheiden kann, ob es ein Kind tötet oder nicht, dann wird doch auch der Mensch dazu in der Lage sein.
Und hier noch der Link zur wunderbaren Doku von Victoria Knobloch:
mit Beiträgen von Eugen Drewermann, Gerald Hüther, Daniele Ganser, Hans-Joachim Maaz, Steffen Lohrer, Franz Ruppert, Tenzin Peljor
Und noch der neue Film von Victoria Knobloch (hab ich noch nicht angeschaut, bin aber sehr gespannt):
Und noch ein Video für die ganz wissbegierigen Wissenschaftler unter Euch, die meinen, alles rational erklären zu können. Einer der Größten unter Euch wird Euch von dieser Illusion befreien:
Roger Penrose: Consciousness is not a computation - am 4. April 2020 im Interview mit dem erstaunlichen Lex Fridman





Kommentare